2020
Neubau einer Kinderkrippe/ eines Kindergartens in Straßberg/Bobingen
Errichtung als Effizienzhaus 55
2021 ausgezeichnet im Wettbewerb zur Förderung der Baukultur im Augsburger Land
Leistungsphasen 1-9
Foto: © Eckhart Matthäus | www.em-foto.de
KiTa „Kleine Farm“
Wo jetzt mitten in Straßberg die KiTa „Kleine Farm“ steht und jeden Tag Kinder ein- und ausgehen, lernen und spielen, war früher ein Bauernhof zu finden. Die im Ort ansässige Familie Kaiser war ursprünglich auf der Suche nach einem Stellplatz für ihren Traktor, als Sie auf das Grundstück aufmerksam wurde.
Die Idee, im Dorf einen neuen Kindergarten mit regionalem und ökologischem Konzept zu betreiben nahm konkrete Züge an. Da die Bauherren bereits erfolgreich Ihre 2014 errichtete Krippe in Inningen leiten, waren die Wünsche und Vorgaben schnell erarbeitet. Das alte Bauernhofgebäude sollte zuerst restauriert und als Kindergarten umgestaltet werden. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass die vorhandene Bausubstanz den heutigen Anforderungen und Vorgaben nicht mehr gerecht werden konnte. Der daraufhin beschlossene Neubau sollte nicht nur in Lage und Anordnung, sondern auch in Nutzung und Gestaltung an den traditionellen Gebäudebestand anknüpfen.
Die bei alten Bauernhöfen übliche Teilung in Vorder- und Rückgebäude des alten Bauernhofes wurde im Neubau bewusst aufgenommen. Diese Anordnung wurde im Entwurf sowohl bezüglich der äußeren Gebäudegestalt, aber auch hinsichtlich der Nutzung umgesetzt:
Das Vordergebäude fügt sich in modern-schlichter, aber ortsüblicher Form eines verputzten Satteldachgebäudes homogen in den Straßenverlauf ein. Die Außenmasse entsprechen in etwa dem alten, abgebrochenen Vordergebäude. Hier findet neben Personalräumen im Obergeschoss der neue Hofladen seinen Platz – dieser war auch im Bestand lange Jahre eine feste Größe in Straßberg. Im Inneren des Ladens wurden Balken und Ziegel des Altbestandes verarbeitet, die der Bauherr selbst in liebevoller Arbeit gesichert und wiederverwertet hat.
Das in den großen Garten reichende, etwas zurückgesetzte Rückgebäude erinnert mit seiner Holzfassade an den alten Stadel, der früher das „funktionelle Herz“ des Bauernhofes bildete. Durch die reduzierte Gestaltung mit Flachdach und vorgegrauter Lärchenholzfassade fügt sich das eigentlich große Gebäude homogen in das längsgestreckte Hanggrundstück ein, ohne die eher kleinteiligen dörflichen Strukturen zu stören. Hier sind alle Räume der Kinder angeordnet, die durch große Verglasungen und Ausgänge in enger Verbindung mit dem Garten stehen. Das Thema Holz findet sich auch im Inneren der KiTA wieder, wo große Teile der Möblierung und der Einbauten wie z.B. die Garderoben aus selbst geschlagenem Holz aus dem Straßberger Forst von den Bauherren hergestellt wurden.
Beide Gebäude bilden durch ein verbindendes Treppenhaus eine Einheit, auch die Nutzungen Kindergarten und Hofladen sind eng verknüpft. Zum Gesamtkonzept sagt Familie Kaiser:
„Im Hofladen kann regional, unverpackt und Biokost eingekauft werden. Von Obst, Gemüse, Milchprodukten, Getreidearten, Brot – und Backwaren, Getränke, Aufstrichen, selbstgemachten Nudeln, bis hin zu Eis und Müsli und sogar nachhaltigen Putzmitteln und Pflegeprodukten ist alles vorhanden. So kann auch die Kita Kleine Farm stark von dem unmittelbar nahen Hofladen profitieren, der wiederum das ökologische Konzept des Kindergartens wiederspiegelt. Um auch das Thema Bauernhof weiter aufzugreifen und die Umwelt miteinzubeziehen, legen wir den Schwerpunkt auf die Natur- und Umweltpädagogik und beziehen die Nachhaltigkeit mit ein. Den Kindern soll ein aktives Erleben in und mit der Tier-und Pflanzenwelt ermöglicht werden. Daher ist die Tierhaltung und die Bewirtschaftung unseres Gartens ein wichtiger Aspekt. Im Garten findet man Hühner und Bienen. Die Kinder lernen die Lebensweise der Tiere kennen und helfen beim Pflegen und Füttern der Tiere. Darüber hinaus verfügen wir über ein 300 qm großes Gemüsebeet, auf dem die Kinder „ackern“. Sie helfen bei der Pflege und Ernte der Gemüsesorten und Pflanzen. Die Lebensmittel auf dem Acker sind ausschließlich für die Mahlzeiten der Kinder bestimmt und werden von den Kindern selbständig verarbeitet und gegessen. Die übrigen Lebensmittel für die Mahlzeiten der Kinder werden regional und aus Biokost bezogen. Unter anderem dürfen die Kinder selbst ihr Frühstück oder die Brotzeit im „kleinen Laden“ einkaufen. Auch für das Mittagessen oder die Brotzeit werden Lebensmittel aus dem Hofladen verwendet. Eine ausgewogene, nachhaltige und gesunde Ernährung sind dabei oberste Priorität. Der großzügige Garten der Kita lässt alle Kinderaugen leuchten – Sand – Holzschnipsel – Steine – Wiesenfläche, Tiere, Spielgeräte, der Acker. Neben den Spielgeräten, wie den Schaukeln sollen noch Hütten aus Stein, Lehm und Holz gebaut werden. In der Kita und dem Hofladen selbst wird auf die geringe Verwendung von Kunststoff und nachhaltige Utensilien Wert gelegt. Viele Möbel, wie z. B. die Garderobe, Bänke, Stühle und Tische sowie unterschiedliche Regale und Spielgeräte sind aus Naturholz aus dem Straßberger Wald vom Träger selbständig gebaut worden. Den Kindern wird viel Spielzeug aus Holz angeboten, auch die Integration von Naturmaterialien ist in den Räumen sichtbar. Hochebenen sollen unsere Gruppenräume noch erweitern. Um unser Konzept abzurunden, sind das Spielen im Freien und ausgedehnte, wöchentliche Waldausflüge ein wichtiger Bestandteil der pädagogischen Arbeit. Die Kinder bauen einen positiven Bezug zu ihrer Umgebung und der Umwelt auf lernen verantwortungsbewusst und nachhaltig mit und ihrer Umwelt und der Natur leben. Nachhaltig leben – die neue Zukunft.“